Interview Mohan Buser

«Veränderungen bringen Freude und Ängste»

Die Gemeindeversammlung hat für die Thematik der sozialen Nachhaltigkeit im Polyfeld Muttenz im Budget 2014 einen Kredit beschlossen. In der Folge beauftragte der Gemeinderat die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW (HSA) mit der Bearbeitung dieses wichtigen Aspekts der Arealentwicklung. Als erste konkrete Aktion haben Studierende Passantinnen und Passanten nach ihrer Beziehung zum Polyfeld befragt. Aus diesen persönlichen Gesprächen sind Plakate entstanden, die im Polyfeld und punktuell in ganz Muttenz zu sehen sind. Der Muttenzer HSA-Student Mohan Buser war von Anfang an mit dabei.

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Mohan Buser studiert seit 2012 an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.

Herr Buser, was macht das Polyfeld für Studierende der HSA so interessant?

Für uns ist es immer spannend zu beobachten, wie sich ein Stadt- oder Ortsteil weiterentwickelt und wie die Bevölkerung einen solchen Wandel aufnimmt. Veränderungen bringen sowohl Freude und Neugierde als auch Ängste und Wehmut mit sich – Gefühle die ernst genommen werden müssen. Die Soziale Arbeit kann hier eine vermittelnde Rolle zwischen den Planungsinstanzen und der Bevölkerung einnehmen. Es ist jeweils interessant zu sehen, wie viel Teilhabe die Bevölkerung bei solchen Projekten hat. Beim Polyfeld explizit ist es die Durchmischung von Wohnflächen, Grossunternehmen, KMU und Bildungsplattformen, die sich als reizvolle Grundlage darbietet. Alle Bereiche haben Ansprüche, Wünsche und Ängste, die es in Einklang zu bringen gilt.

Sie leben selbst in Muttenz. Hatten Sie schon vor der Arbeit an der Plakatserie «Unterwegs für Polyfeld Muttenz» einen Bezug zum Ortsteil?

Ich bin 2012 hierher gezogen und sozusagen ein Neo-Muttenzer. Doch wie es der Zufall wollte, lebte ich bis im letzten Frühjahr an der Hofackerstrasse und somit mitten im Polyfeld. Dadurch habe ich, wenn auch nur am Rande, mitbekommen, dass sich in diesem Quartier etwas tut. Mit der Erarbeitung eines Leistungsnachweises im Studium zum Thema Polyfeld begann ich, mich vertieft mit der Thematik zu befassen.

Beim Projekt geht es um soziale Nachhaltigkeit. Für viele ist das ein abstrakter Begriff. Wie haben Sie ihn den Passantinnen und Passanten erklärt?

Dieser Begriff ist tatsächlich sehr abstrakt und geht man in die Tiefe, erkennt man die Komplexität der Thematik. Ich selbst habe ihn gegenüber den Passantinnen und Passanten gar nicht verwendet, sondern versucht, durch gezielte Fragen an deren Beziehung zum Polyfeld zu gelangen. Daraus haben wir dann gemeinsam ein individuelles Statement für das Plakat abgeleitet.

Wie waren die Reaktionen?

Ich war überrascht, wie gut die meisten über die geplanten und bereits realisierten Schritte im Polyfeld bescheid wussten und wie positiv die Reaktionen ausfielen. Jedoch muss auch gesagt werden, dass sich die Skeptikerinnen und Skeptiker nicht durch Plakate exponieren wollten. Was die Gründe dafür sind, wäre natürlich spannend gewesen, genauer zu eruieren, hätte aber den Rahmen dieses Projektes gesprengt.

Inwiefern haben Sie selber von dieser Arbeit mit Menschen ausserhalb der HSA profitiert?

Im Grossen und Ganzen ist das nichts Neues für mich, da ich den praxisbegleiteten Studiengang besuche und neben zwei Vorlesungstagen pro Woche Vollzeit als Sozialpädagoge in Ausbildung im Massnahmezentrum Arxhof in Niederdorf arbeite. Neu war für mich die Praxisarbeit im Themengebiet der Quartierforschung. Bisher kannte ich es nur aus der Theorie. Ich muss sagen, dies ist ein äusserst spannender, kreativer und vor allem wichtiger Arbeitsbereich für die Soziale Arbeit.

Was erwarten Sie als Student von der Zukunft des Polyfelds? Schliesslich wird mit dem Neubau für die Fachhochschule Nordwestschweiz auch die HSA auf das Areal ziehen.

Ich erhoffe mir, dass das Polyfeld ein offenherziges, lebendiges und vielseitiges Quartier wird, in dem sich Menschen mit verschiedenem Hintergrund begegnen und austauschen können. Dasselbe wünsche ich mir vom FHNW-Neubau. Leider erlebe ich das neue Gebäude als Bachelor-Student nicht mehr. Aber wer weiss, ob ich irgendwann Mal noch den Master mache.

Zur Person

Mohan Buser ist in Muttenz wohnhaft und studiert seit 2012 an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Seinen Bachelor-Abschluss plant der 26-Jährige für den Sommer 2016.

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